Veranstaltungen
01
MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
02
MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
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MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
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MarGottesdienst zum Weltgebetstag unter dem Motto: „Glaube bewegt!“, Gastland 2023 ist Taiwan.
Ev.-Luth. Frauenwerk Lübeck-Lauenburg St. Petri zu Lübeck, Petrikirchhof 4, 23552 Lübeck04
MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
04
MarSeit vielen Jahren sind die nächtlichen Petrivisionen ein beliebtes inszeniertes Spiel um Themen der Kunst, der Wissenschaft und der Religion. Mit der neuen Reihe „Fadenspiele“, die am Sonnabend, dem 4. März, um 23 Uhr, in der Kultur- und Universitätskirche St. Petri beginnt, soll die Lust am Spiel noch weiter entfacht werden, allen schlechten Nachrichten zum Trotz. Der Begriff „Fadenspiele“ geht auf Gedanken der amerikanischen Philosophin Donna Haraway zurück. Fadenspiele verknüpfen Fiktion und Fakten, erschaffen spielerisch neue Muster, die dem verletzten Leben neue Möglichkeiten schenken. Mit Statements, Musik, Gedichten und Aktionen lädt die neue Reihe der Petrivisionen ihre Besucher*innen als Spielkamerad*innen ein.
Am 4. März wird der „Knotenpunkt“ das erste zu spielende Muster sein. Die Autorin Charlotte Kerner führt mit einem Beitrag über die Gedankenwelten der Philosophin Donna Haraway in die Reihe „Fadenspiele“ ein. Inmitten der künstlerischen Rauminstallation „Enfleshing“ von Mandy El-Sayegh wird der Anatom Dr. Reinhard Eggers die neurologischen Verbindungen zwischen der Haut und dem Gehirn zum Anlass eines Impulses nehmen. Der renommierte Politik- und Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Dirk Nabers bedenkt die Fäden in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Knotenpunkte des Glaubens sind Thema eines religionsphilosophischen Beitrags von Pastor Dr. Bernd Schwarze. Es musizieren Instrumentalsolisten und der Phemios Kammerchor, unter der Leitung von Joachim Thomas.
St. Petri zu Lübeck St. Petri zu Lübeck, Petrikirchhof 4, 23552 Lübeck05
MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
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MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
07
MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
08
MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
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MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
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MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
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MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
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MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
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MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
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MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
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MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
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MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
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MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
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MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr
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MarDie Overbeck-Gesellschaft, der Kunstverein Lübeck, präsentiert in Kooperation mit der St. Petri-Kirche Enfleshing, die erste Einzelausstellung in Deutschland von Mandy El-Sayegh. An beiden Orten werden in dieser umfangreichen Schau neue, speziell für diese beiden Orte geschaffenen Werke gezeigt, darunter großformatige Gemälde und Installationen, Bewegtbilder sowie Tonar-beiten. Zur Eröffnung der Ausstellung veranstaltet El-Sayegh auch eine Performance. (Freitag, 10. Februar, 17.30 Uhr, St. Petri).
Enfleshing bedeutet, einer Sache eine körperliche Form zu geben. Im Rahmen einer Ausstellung innerhalb einer Kirche suggeriert diese Titelwahl die religiöse Konnotation des Fleisch gewordenen Geistes. Der Titel ist auch eine bewusste Referenz und Hommage El-Sayeghs an die verstorbene britische Künstlerin Helen Chadwick. Deren Werkserie mit dem Titel Enfleshings (1989) zeigt Nahaufnahmen menschlicher Oberkörper mit elektrischem Licht, verweist auf Gender/Körper-Themen und erzählt davon, wie Philosophie und Theologie mit der körperlichen Welt zusammenhängen.
In El-Sayeghs Praktik bezieht sich Enfleshing auch auf eine große, langjährige Recherche, die ihre Arbeit in ihrer Vielfalt an Formen und Medien durchdringt – die des Körpers in seinen zahlreichen Facetten: in der Gesellschaft, in der Wissenschaft, in der Erotik, als Metapher, als Pathologie, als widerspenstiges Objekt. El-Sayegh ist zutiefst fasziniert von dem Status und der Autorität, die verschiedenen Körpern verliehen werden. Ebenso betrachtet sie ihre einzelnen Kunst-werke als Körper, die jeweils aus disparaten Fragmenten bestehen, wobei ihre Aufgabe darin liegt, diese immer unvollkommenen Fragmente zu einem kohärenten Ganzen zusammenzufügen.
Große Gemälde aus Latex, Seide und Musselin, die von den Säulen herabhängen und sich über den Boden ausbreiten, bilden in der Petri-Kirche einen fleischähnlichen „Tunnel“, den die Besucher betreten. Begleitet werden sie dabei von einer Klangcollage, die die Künstlerin in Zusammenarbeit mit der Komponistin Lily Oakes geschaffen hat. Dieses Umhüllen von Material wird von El-Sayegh als „Reskinning“ beschrieben, eine Geste, die darauf abzielt, die Kirche leer und neutral erscheinen zu lassen und die symbolischen und historischen Konnotationen, mit denen ein solcher Raum aufgeladen ist, zu löschen. Doch diese Neutralität ist fiktiv: Die Gemälde, Teil von El-Sayeghs langjähriger White Grounds-Serie, sind bei näherer Betrachtung gar nicht weiß, sondern pastos durch verschiedene Farbtöne überlagert, collagiert mit Materialfragmenten aus dem Atelier der Künstlerin, wie Verpackungsresten, Zeitungen, Putzlappen und künstlichen Banknoten. Der Titel White Grounds ist für die Künstlerin eine Anspielung auf den vermeintlichen „Nullpunkt“, von dem aus Malerei und alle Dinge beginnen. El-Sayegh ist daran interessiert, den Begriff der Neutralität in der Kunst und in der Gesellschaft insgesamt zu hinterfragen, indem sie uns auffordert, darüber nachzudenken, ob wir uns alle auf demselben „Boden“ befinden und wer oder was als „neutral“ angesehen wird.
Die Verwendung von Latex, die El-Sayegh in ihrer Arbeit über viele Jahre hinweg entwickelt hat, birgt ebenfalls eine komplexe Symbolik. Sie fühlt sich zu diesem Material aufgrund seiner eigentümlichen Eigenschaften hingezogen – es ist organisch, wirkt aber oft synthetisch; es bewahrt die Materie, während es selbst immer im Verfall begriffen ist. Als Rohstoff hat Latex auch eine komplexe, nicht selten eine durch Leid gekennzeichnete Geschichte, denn die kolonialen Kautschukplantagen in Afrika, Asien und Südamerika waren Schauplätze von Ausbeutung und Gewalt. Diese Herkunft überschneidet sich mit der persönlichen Geschichte der Künstlerin – ihre Mutter wuchs in Malaysia auf, einem der wichtigsten zeitgenössischen Produzenten von Naturkautschuk, und arbeitete als Kind auf einer Kautschukplantage.
Im hinteren Teil der Kirche, vor dem Altar, hängt ein weiteres White Grounds-Gemälde, auf das eine neue Videoarbeit von El-Sayegh projiziert wird. Sie zeigt Nahaufnahmen von Körpern – Archivbildmaterial von Haut, die durch Nuklearexplosionen verletzt wurde –, die sich mit El-Sayeghs Aufnahmen von sich bewegenden Oberkörpern überschneiden: ihrem eigenen und denen der Performer, mit denen sie zusammenarbeitet. Ähnlich wie die White Grounds-Arbeiten malt die Künstlerin die Körper mit ihren Händen mit weißer Farbe an. Die projizierten Torsi überschneiden sich mit Themen, die an anderer Stelle in der Ausstellung ergründet werden, wie die kirchliche Umgebung sowie die Tradition und Formalität der Historienmalerei, die El-Sayegh variiert und zu stören versucht. Zur Eröffnung der Ausstellung wird diese Projektionsarbeit Schauplatz einer Performance sein, bei der El-Sayeghs Kolleginnen Chandenie Gobardhan und Chelsea Gordon das Werk durch Live-Bewegungen aktivieren werden.
Mandy El-Sayegh | Enfleshing
Overbeck-Gesellschaft – Kunstverein Lübeck, Overbeck-Pavillon 11. Februar – 16. April 2023
St.-Petri-Kirche 11. Februar – 19. März 2023
Eröffnungen und Performance 10. Februar, 17.00, 17.30 und 18.30 Uhr