44. Lübecker Psychotherapietage 2015

18.10.2015

18:00

44. Lübecker Psychotherapietage 2015
Öffentlicher Abendvortrag

Am Montag, 19. Oktober 2015, spricht Prof. Dr. Rolf Sachsse, Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken, zu dem Thema: "Scham und Schau. Von Scham und Schamlosigkeit in Kunst, Design und Medien". Ab 20 Uhr geht es um die Dichotomie von Verstecken und Sichtbarmachen. Es begrüßt Pröpstin Petra Kallies. Musik: Matthias Krohn (Marimba). Öffentliche Abendveranstaltung im Rahmen der 44. Lübecker Psychotherapietage. Anschließend Ausklang bei Brot und Wein. Eintritt € 10,-

Mehr zum Vortrag:
Etymologisch wie ikonographisch hat die Scham mit der Dichotomie von Verstecken und Sichtbarmachen zu tun – oder mit einer ethisch zu ziehenden Grenze zwischen affektiver Stimulierung und humaner Würde. Zu allen Zeiten hat die Kunst als das Labor fungiert, das die Grenzziehungen in der jeweiligen Gesellschaft testet, heute also zwischen einer neoliberalen Aufmerksamkeitsökonomie und einer traditionellen, oft auch religiös motivierten Moral. Dabei hat sich der Fokus von der Kunst – die nur als Kleingruppenkommunikation bei körperlicher Anwesenheit von Werk und Rezipient funktionieren kann – auf das Design und die Medien verschoben, wo von unbekannten Sender/innen für unbekannte Empfänger/innen produziert wird, und wo der Kontext einer ästhetischen Manifestation mindestens ebenso bedeutsam ist wie das Produzierte selbst. Die Konstitution eines Metamediums wie dem Internet beschleunigt den Strom der Visualisierungen in Realität und Spiel bis zu einer nahezu unendlichen Selbstreproduktion von persönlichem Bildmaterial zwischen Eros und Tod. Der Vortrag geht auf diverse sichtbare Elemente dieser Grenzziehungen ein und entwirft das Panorama einer Produktionstheorie: Künstler/innen wie Designer/innen und Medienleute können, dürfen oder müssen unverschämt, aber nicht schamlos sein. Der Unterschied wird jedoch nicht allein vom Werk her zu treffen sein, sondern eben auch von der Platzierung in einer Gesellschaft – unter global medialisierten Bedingungen eine ganz neue Herausforderung an die Ethik der Ästhetik.