Objekte und Fotografien
Die Sommerausstellung ist ab Sonntag, 20. Juli 2014, eröffnet. Bis zum 24. August 2014 zeigen Aura Rosenberg und John Miller Fotografien und Objekte in St. Petri. Beide Künstlerpersönlichkeiten sind in Berlin und New York zuhause. Seit dem Jahr 1991, als John Miller für 15 Monate in Berlin als Stipendiat des Berliner Künstlerprogramms des DAAD arbeitete und lebte, ist die Künstlerfamilie für mindestens drei Monate im Jahr in der Stadt an Havel und Spree.
Dort ist auch das Projekt von Aura Rosenberg entstanden, aus dem wir eine Reihe von Fotografien zeigen: Wer bin ich? Was bin ich? Wo bin ich? Die gemeinsame Tochter Carmen ging in einen Berliner Kindergarten, und zusammen mit der Kindergärtnerin haben sie anlässlich eines Festes die Gesichter der Kinder bemalt. Gleichzeitig hatte Aura Rosenberg eine Ausstellung im Berliner Künstlerhaus Bethanien und beschloss spontan, beide Projekte zusammen zu gestalten. Daraus entstand ein Projekt, das mittlerweile fast 20 Jahre lang besteht und weitergeführt werden wird: Künstler bemalen Kindergesichter und Aura Rosenberg fotografiert sie. Initialzündung war übrigens Kiki Smith, die 1998 in St. Petri zu Lübeck mit einer Werkschau gezeigt wurde. Sie hatte sich selbst mit Kajalstift ein Muster auf ihr Gesicht gemalt und willigte sofort ein, mit Aura Rosenberg zusammen an einem Foto zu arbeiten. John Baldessari, Monica Bonvinci, Jimmy Durham, Maria Eichhorn, Dan Graham, Mike Kelly, Matt Mullican, Tony Oursler, Karin Sander, Haim Steinbach und Lawrence Weiner sind nur einige, die dieses Projekt bereichert haben. Die Familie von Aura Rosenberg war 1939 vor den Nazis aus Deutschland geflohen. Sie wuchs mit einer „angespannten Distanziertheit“ zu ihrer deutschen Abstammung auf. So erklärt sich auch der weitere Zyklus aus ihrer Arbeit, der unter dem Titel „Engel der Geschichte“ Walter Benjamin zitierend, ihr Leben zwischen Berlin und New York bildnerisch verarbeitet. Dabei nutzt sie Fotografie, Collage, Animation und Malerei für eindrückliche visuelle Interpretationen unserer gerade gelebten Geschichte, fast noch Gegenwart. John Miller ist ein Künstler, dem fast kein Medium fremd ist. Er ist Maler, Bildhauer, Musiker, Video- und Filmmacher, Kunstkritiker und Professor. Berühmt wurde er in den späten 80er Jahren, als er seine Bilder (mehr oder weniger Reliefs) und Skulpturen mit einem braunen Impasto überzog. Sie befinden sich heute in den Sammlungen der großen Museen und auch in der Sammlung Falckenberg in Hamburg-Harburg. Dieses exkrementale Braun verweist auf die Auseinandersetzung des Künstlers mit Sigmund Freud, mit den Surrealisten und den Situationisten. „The Middle of the Day“ ist ein weiterer Werkkomplex des Künstlers, den wir hier zeigen können. Fotografien von den zwei Stunden des Tages, den professionelle Fotografen wegen des steilen Sonnenstandes meiden, der aber für den Künstler selbst eigentlich die höchst deprimierende Zeit des Tages darstellt. Eigentlich ist der Wunsch nach Ruhe da (in den mediterranen Ländern wird die Siesta bis heute fast heilig gehalten), doch die Arbeitswelt zwingt uns Aufmerksamkeit und Aktivität auf. Davon berichten diese unspektakulären Bilder. Und mehr noch, sie sind wieder ein Verweis auf die intellektuelle Auseinandersetzung mit den Umständen unseres derzeitigen westlichen Lebens.
Zu sehen ist die Ausstellung täglich von Dienstag bis Sonntag, 11 bis 16 Uhr, der Eintritt ist frei.