Die Urwolke

04.10.2014 - 01.01.1970

18:00

Die Urwolke
Vom 5. - 26. Oktober in St. Petri zu Lübeck

Harald Naegeli – der Sprayer von Zürich – wird im Dezember 75 Jahre alt. Er ist inzwischen Legende. Auch Lübeck ist da betroffen. Hier saß Harald Naegeli, als er 1984 in Puttgarden mit internationalem Haftbefehl (wohlbemerkt wegen Sachbeschädigung, wie seine Kunst vor Gericht in der Schweiz genannt wurde) festgenommen worden war

und so unfreiwillig einen Monat in „Auslieferungshaft“ in der Hansestadt verbracht hat. Björn Engholm hat seinerzeit als Bundeswissenschaftsminister, Willy Brandt als Bundeskanzler, Joseph Beuys als internationaler Künstler und Heinrich Böll als Literaturnobelpreisträger vergeblich den europäischen Gerichtshof angerufen. Harald Naegeli hat seine Haftstrafe von 9 Monaten in der Schweiz abgesessen und lebt und arbeitet seitdem in Düsseldorf. Sein Sprayen ist Zeichnen.
Zeichnen ist die tanzende Bewegung der Hand, sagt Olafur Eliasson. „Tanzt, tanzt aus der Reihe“, sagte Harald Naegeli schon 1977 und auch: „Wer begriffen hat und nicht handelt, hat nicht begriffen.“ Neben der äußerst politischen Kunst im öffentlichen Raum entstehen im intimen Raum des Ateliers Zeichnungen. Naegeli nennt einen Werkkomplex „Die Urwolke“, womit er seine eigene Utopie benennt, die zeichnerisch „auf eine neuartrige Versinnbildlichung der von den Gesetzen des Materiellen weitgehend  befreiten Bewegungen im unbegrenzten Raum“ zielt. „Der kosmische (Raum) ist ihm ein Synonym für den unbegrenzten Raum, in dem materielle und immaterielle Kräfte geheimnisvoll zusammenwirken“, Susannah Cremer-Bermbach. Wir zeigen 24 dieser  geheimnisvollen Partikelzeichnungen (mehr als 400 sind in den letzten beiden Jahrzehnten entstanden), auf Staffeleien frei im Raum, so wie sie auch im Atelier des Künstlers stehen.

Text: Valentin Rothmaler als Kurator für St. Petri zu Lübeck

Die Vernissage findet am Sonntag, 5. Oktober 2014, 17 Uhr, in St. Petri zu Lübeck statt. Der Künstler wird anwesend sein.